Im September 2014 erschien mit „Lieschens Wald“ ein Roman des Brieselanger Autors Günter F. Janßen. Die im Stil eines Arbeitsjournals dargelegte Geschichte zeichnet die Recherchen des Autors nach als er auf die dramatische Geschichte der Kindsmörderin Anna Thönßen stößt und nebenbei versucht, dem Brieselanger Licht – ein bekannter lokaler Spuk in einem Waldstück der Gemeinde – auf die Spur zu kommen. Dabei wird er auf einen Mord Mitte der 40er Jahre aufmerksam. Ist dieser Mord die Grundlage für eine Sage, die sich um „das Licht“ gestrickt hat? Man erzählt sich die Geschichte von einem kleinen Mädchen, das in dem Wald ermordet wurde und deren unruhiger Geist auf der Suche nach dem Mörder ist. An dieser Sage (die in zahlreichen Variationen existiert) kommt man nicht vorbei, wenn man sich mit dem Phänomen befasst. Wie erstaunt ist Janßen, als er erfährt, dass es einen wahren Kern zu geben scheint. Die Geschichte dahinter ist grausam. Sie handelt von der zwölfjährigen Elisabeth Wieja, genannt Lieschen, die 1945 in Brieselang von Russen vergewaltigt und ermordet wurde.
Und so kann der Leser nun der Spurensuche Janßens beiwohnen, Schritt für Schritt. Fragmente der Recherche, hier von Anna Thönßen, da von Lieschen Wieja, oder im Spukwald selbst. Die drei Fälle verweben sich immer mehr zu einem Ganzen, Janßens Alter Ego im Buch zieht thematische Linien und verliert sich – zunächst unmerklich, später immer klarer – in Wahnideen, die in einem überraschenden und für mich Gänsehaut verursachenden Ende gipfeln.
Nochmal: Es handelt sich um einen Roman, und zumindest das Ende sollte unter diesem Aspekt betrachtet werden, auch wenn sich Großteile des Buches bis dahin wie eine detailgenaue Schilderung realer Ereignisse lesen lassen. Tatsächlich wurden, soweit ich das beurteilen kann, im kompletten Buch die echten Namen lebender oder bereits verstorbener Personen verwendet. Das Buch ist voll mit Informationen und Recherchen, die es zu einer Fundgrube für Licht-Interessierte und -Forscher macht. Ich hatte hier tolle Lesestunden und möchte ganz klar eine Empfehlung aussprechen für die o.g. Personen, aber auch für Freunde zeitgenössischer Geistergeschichten. Brieselanger werden sich das Buch wahrscheinlich sowieso zulegen.
Eine ausführliche Rezension von mir wird in Kürze im Journal für UFO-Forschung Nr. 215 (5/2014) – zu bestellen unter www.jufof.de – veröffentlicht werden. Dort wird das von Janßen zusammengetragene Material auch noch einmal ergänzt durch Aussagen im Wortlaut, die Gerhard Schwandt mir gegenüber im April 2004 tätigte und die sich auf die Ermordung Lieschen Wiejas beziehen. Schwandt war Zeitzeuge, ist aber leider bereits 2013 verstorben.
Ein Gedanke zu „Lieschens Wald: eine Kurzrezension“