Sagen um das Licht – Eine Übersicht

Das Wort Sage stammt aus dem Althochdeutschen (saga, „Gesagtes“). Es handelt es sich hierbei um eine zunächst auf mündlicher Überlieferung basierende, kurze Erzählung von fantastischen Ereignisse, die den Eindruck eines Wahrheitsberichts erweckt – reale Begebenheiten, Personen- und Ortsangaben sind im Kern enthalten.

Derartige, zumeist mit anomalistischen Deutungen versehene Geschichten existieren auch in Brieselang rund um die Lichterscheinungen im Forst. Die Ethnologin Alexa Waschkau bezeichnete den Wald von Brieselang als Leinwand für Geschichten von Hexen, Zwergen, Geistern und Feen.

Die wandernden Geschichten, manifestieren sich in unterschiedlichen Variationen, werden aus unterschiedlichen anomalistischen Themengebieten gespeist oder enthalten ganz und gar fantastische Elemente, manchmal überschneiden sie sich. Jeder hat etwas anders gehört oder favorisiert diese oder jene Variante. Im Allgemeinen werden diese Varianten und Auszüge aus dem Sagenfundus – insbesondere unter den jugendlichen Waldbesuchern – erzählt und weitergetragen, bevor der Exkurs in den Forst beginnt. Jeder wird einer anderen Geschichte den Vorzug geben – und egal, ob man daran glaubt, oder nicht. Es gehört schlichtweg dazu, wenn man davon ausgeht, dass der Brieselanger Wald ein Spukwald ist. Schließlich gehört es zum Ritual beim Trip in den Wald: Geschichten erzählen und seinen Begleitern möglichst viel Angst einzujagen.

Der folgende Überblick kann zwar kaum Anspruch auf Vollständigkeit erheben, soll aber die bekanntesten Sagen und einige Variationen kurz anreißen.

Eine Geistergeschichte: Das ermordete Mädchen

Lieschen WiejaKeywords: Erscheinung, Geist, Mord, Spuk, Sowjetsoldat
Eine der populärsten Sagen handelt von einem jungen Mädchen, welches in diesem Waldstück von sowjetischen Soldaten vergewaltigt und ermordet wurde. Nun soll die Seele des Mädchens keine Ruhe finden. Als Lichterscheinung spukt sie im Brieselanger Wald und lockt allzu Neugierige in den Wald, in dem sie sich hoffnungslos verirren. Einige erzählen, man könne die Stimmung des Geistes an der Farbe des Lichtes ablesen. Irgendwo im Wald soll auch eine entsprechende Grabstelle zu finden sein.
Varianten: Nach dem Mord an dem Mädchen soll der Geist ihres Vaters auf der Suche nach dem Mörder durch den Wald streifen.In anderer Variante ist es die Mutter, die möglicherweise eine Hexe gewesen sein soll. Manch einer unterscheidet dahingehend die Farben: Das weiße Licht gehört zur Tochter, das rote Licht zum Vater); das rote Licht wird dabei als aggressiv und gefährlich beschrieben.
Hintergrund: Diese Sage hat im Kern einen wahren Ursprung: 1945 wurde die zwölfjährige Elisabeth Wieja in Brieselang von Sowjetsoldaten vergewaltigt und ermordet.

Besuch aus dem Weltall: Außerirdische Technologie

Keywords: ETI, UFO, Drohne
Manchen glauben, das Leuchten stammt von einer außerirdischen Technologie. Möglicherweise Drohnen von anderen Planeten, extraterrestrische Sonden.
Varianten: Während manche das Leuchten der Technologie zuschreiben, gibt es durchaus auch Erzählungen von Wesen, die man in diesem Zusammenhang als „außerirdisch“ interpretieren kann.
Hintergrund: Dem Wortsinne nach lässt sich das Lichtphänomen als UFO-Phänomen klassifizieren. Wenngleich die Negativdefinition des UFO-Begriffs nahelegt, dass es keine Erklärung für eine UFO-Wahrnehmung gibt, werden diese Erscheinungen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung mit außerirdischen Intelligenzen (ETI) assoiiert. Dass in Brieselang UFO-Forscher des CENAP und der GEP zugegen waren, wird seinen Beitrag dazu leisten, das Phänomen als UFO-Fall wahrzunehmen.

Der wahnsinnige Brieselanger

Keywords: Nervenheilanstalt
Er soll aus einer nahegelegenen Nervenheilanstalt ausgebrochen sein: Ein wahnsinniger Brieselanger, der nachts den Wald durchstreift.
Varianten: In manchen Geschichten leuchtet nur seine Laterne; in anderen ist auch von grausamen Morden die Rede.
Hintergrund: Diese Sage lässt eine Verwandschaft zu zahlreichen Wandersagen (Urban Legends) erkennen, in denen ein entflohener Mörder sein Unwesen treibt.

Geheime Forschungen und wissenschaftliche Experimente

Keywords: MILAB, Soldat, Laboratorium, Gas, Dimensionstor, Chimäre, Sowjetsoldat, Wissenschaftler
In den dichten Wändern Brieselangs, so wissen es einige zu berichten, soll es geheime Laboratorien und unterirdische Anlagen geben. Furchtbare Experimente werden durchgeführt. Austretene Gase sollen das geheimnisvolle Leuchten verursachen.
Varianten: Vielfach werden Forscher oder millitärische Mitarbeiter aus dem Umfeld der sowjetischen Besatzung nach 1945 als Betreiber angesehen.
Des Weiteren lassen sich auch Verknüpfungen ziehen zu anderen Sagen und sie im Sinne der Experimenten-Hypothese umdeuten: Wesen, die man im Wald gesehen haben will, sind nicht Außerirdische, sondern entkommene Chimären aus den Laboratorien oder Wesen aus in den Anlagen geöffneten Dimensionstoren; Geisterscheinungen sind Hologramme; als von technischen Außeridischen stammend interpretierte Technologie wäre in Wahrheit geheime Technologie aus diesen Laboren.
Hintergrund: Als Gemeinde auf dem Gebiet der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (1949-1990) hat Brieselang seine Geschichte auch vor dem Hintergrund der sowjetischen Besatzung. Der Bezug speist sich also mit aus der Historie Brieselangs und vermischt diese mit dem verbreiteten Topik böser Wissenschaftler.

Heidnische Kulte und Hexenwesen

Keywords: Kult, Hexe, Satanist, Ritual
Der Wald sei eine Kultstätte für Hexen oder Satanisten, ein Treffpunkt für deren geheime Rituale. Man munkelt von Opferungen, satanischen Symbolen, Geisterbeschwörungen.
Hintergrund: Tatsächlich findet man an einigen Stellen im Wald Feuerplätze und geheimnisvoll wirkende Zeichen und Symbole an manchen Bäumen.

Fabelwesen des Waldes

Keywords: Märchen, Gnom, Fee
Feen, Waldgeister, Gnome, Trolle, Zwerge – der Wald könnte bevölkert sein von zahlreichen Wesen aus alter Zeit, deren Lichter man sehen kann.
Hintergrund: Über derartige Fabelwesen war bislang nicht sehr häufig bzw. besonders konkret etwas zu hören. Dennoch werden sie immer wieder genannt, wenn aufgezählt wird, was im Wald alles sein Unwesen treiben kann. Sie stehen damit mehr oder weniger stellvertretend für die fantastischen Elemente in Brieselang-Sagen, haben dabei selbst aber keinen verbürgten Bezug zu Augenzeugenberichten oder konkret vermittelten Sagen.

För de Spökenkiecker: Irrlichter

sagen_irrlichtKeywords: Spuklicht, Totenlicht, Geist
Das Leuchten soll Menschen, die ihm folgen, immer weiter in den Wald locken, bis sie sich hoffnungslos verirrt haben und elendig sterben.
Hintergrund: Irrlichter (auch: Sumpflichter, Irrwische oder Narrenfeuer“) sind seltene Leuchterscheinungen, die nachts insbesondere in Sümpfen und Mooren beobachtet werden können. Seit Jahrhunderten als Erscheinungen bekannt, hielt man sie lange Zeit für Aberglauben. Die Ursache könnte in biolumineszenten Effekten liegen oder in sich spontan entzündenden Faulgasen.

Der Häuter: Menschliche Haut in den Bäumen

Keywords: Horror, Haut, Mord
Jemand oder etwas zieht den Menschen die Haut ab und hängt diese zur Zierde in die Bäume.

Der Gnom von Falkenhagen

Keywords: Gnom, Frau, Liebe
Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Falkenhagen ein Kind geboren. Zunächst ein normales Kind, wuchs er irgendwann nicht mehr weiter. Mit 12 Jahren war er exakt nur 99cm groß und behielt diese Größe zeitlebens bei. dessen Entwicklung sich zunächst als normal darstellte. Ein Rätsel für die Eltern. Mit 13 Jahren verschlimmerten sich die Missbildungen noch: Ihm wuchs ein unansehnlicher Buckel und starke Körperbehaarung. Aus Furcht vor einer Ächtung durch die Gemeinde setzten seine Eltern den Gnom im Wald nördlich des Falkenhagener Sees aus. Er solle nie mehr zurück ins Dorf kommen. Den Dorfbewohnern erzählten sie, sie hätten ihren Sohn ins Ruhrgebiet zur Ausbildung zum Bergmann geschickt. Es heißt, dass es die Frau des Gnomes ist, deren Geist zutiefst verletzt ob seiner Zweifel an ihrer Liebe keine Ruhe findet und als Licht durch die Wälder spukt.
Hintergrund: Diese frei erfundene Geschichte bildet den Inhalt der Instrumentalstücke auf der CD „Der Gnom von Falkenhagen“.

Die schwarze Mühle

Keywords: Geist, Spuk, Lampe
Eine Mühle, die angeblich im Wald stand, ist abgebrannt und mit ihr die Familie eines Mannes. Nachdem dieser sich an einem Baum erhängt hat sieht man nun das Licht seiner Gaslampe, während sein Geist nach seiner Familie sucht.
Hintergrund: Die reale Existenz einer solchen Mühle im Wald, auch aus vergangenen Zeiten, ist nicht bekannt. Sehr wohl aber Märchen, in denen das Motiv vorkommt. (Vielen Dank an Susie aus Brandenburg für diese Variante.)

Uri Geller: Die Quelle seiner Kräfte

Keywords: Uri Geller, Psychokinese

Löffelbieger und Mentalist: Uri Geller
Bildquelle: www.urigeller.com/picture-gallery/publicity-pictures-high-resolution/pictures-by-holger-rauner

Jenes Licht, von welchem der Illusionist und „Löffelbieger“ Uri Geller seinerzeit seine mentalen Fähigkeiten erhalten haben will, soll mit dem Brieselanger Licht zusammenhängen. Der Besucher eines Internetforums schildert dies wie folgt:

„Ich habe gerade erfahren das Uri Geller damals von einen Licht das genau so war wie unsere Lichter in Briesenlager begegnet ist, es hatten einige beobachtet und er war da 5 Jahre alt, das Licht blieb vor ihm stehen und blendete ihn lies eine art Laser auf ihn strahlen, seitdem kann er all die sachen wie Loeffel verbiegen und Gedanken lesen….ob die Lichter vielleicht alle zusammen gehoeren?“

Hintergrund: Dass Uri Geller selbst diese Geschichte in Umlauf gebracht hat, ist zu bezweifeln. Eine Äußerung Gellar zum Brieselanger Licht ist nicht bekannt. Er hat jedoch wiederholt berichtet, dass er seine Kräfte möglicherweise von einem geheimnisvollen Licht hat. Die Verbindung zu Brieselang aufgrund des als Gemeinsamkeit erscheinenden Motivs ist dann eine reine Konstruktion.

Erwin aus Pausin

Keywords: Liebe, Unfall, Geist
Ein junger Mann aus Pausin namens Erwin verlor so um die Wendezeit (Anfang der 1990er Jahre) seine Braut an einen Brieselanger. Da er sich damit nicht abfinden konnte, fuhr er seinerzeit immer wieder mit dem Auto durch Brieselang. Bis er eines Abends mit seinem Wagen in den Brieselanger Kanal fuhr und dort jämmerlich ertrank. Noch heute, so heißt es, kann man die Scheinwerfer des Unglückswagens im Wasser sehen und Erwins gurgelnde Schreie hören.
Hintergrund: Eine typische Geistergeschichte, von der nicht bekannt ist, ob sich zumindest ein Unfall in ähnlicher Form tatsächlich zugetragen hat. (Quelle: www.allmystery.de/themen/mt11435-45)

Der pflichtbewusste Bahnwärter

Keywords: Bahn, Unfall, Geist
Ein Bahnwärter soll bei einem Unfall ums Leben gekommen sein. Weiterhin seine Pflicht erfüllend, wacht er in der Gegend als Geist mit seiner Leuchte und geht die Bahnstrecke bei Brieselang ab.
Hintergrund: Der Zusammenhang eines Bahnwärters zum Brieselanger Wald erschließt sich leider nicht völlig. Es gehen keine Gleise durch das betroffene Waldgebiet.

Der Wegleuchter

Keywords: Lampe, Geist
Das Waldstück um das es hier geht, liegt auf direkter Linie zwischen den Ortschaften Alt-Brieselang und Brieselang. Und hier war es üblich, einen Wegleuchter einzustellen, der die gesamte Nacht über den Weg ausleuchtete. Ein solcher Leuchter soll auf der Strecke unter ungeklärten Umständen verschwunden sein. Sein Geist ist es, der die Strecke weiterhin ausleuchtet.
Hintergrund: Ein im Internet erschienener Roman von Nico Schlott, den der Autor selbst als „Protoroman“ bezeichnete, bringt diese Sage auf den Tisch. (http://offene-buecher.de.tl/abende.htm; leider inzwischen offline)

Zu späte Hilfe: Der Unfall eines Liebespaares

Keywords: Liebe, Unfall,
Einst fuhr ein junges Liebespärchen mit einem alten Motorrad in die Brieselanger Wälder, um ein wenig Zeit für sich allein zu haben. Es dämmerte bereits, als die beiden beschlossen, den Rückweg anzutreten. Durch einen unglücklichen Sturz klemmte das Motorrad die Beine des jungen Mannes ein und er konnte sich weder aus eigener Kraft, noch mit Hilfe seiner Freundin befreien. Das Mädchen beschloss, Hilfe zu holen. Sie rannte durch die Nacht undkehrte alsbald mit der versprochenen Hilfe zu ihrem Liebsten zurück. Dieser war jedoch verschwunden. Nur das Licht seiner Motorradlampe durchbrach die Dunkelheit der mondlosen Nacht. Manchmal erscheint es neugierigen Besuchern noch heute im Wald von Brieselang und versucht, sie tiefer in die Dunkelheit zu locken.
Hintergrund: Eine in den Wald von Brieselang verlegte moderne Wandersage. (Quelle der Sage: studivz.net – Gruppe „Die geheimnisvollen Lichter von Brieselang“)

Reinkarnationsrituale im Wald

Keywords: Hexe, Reinkarnation, Ritual
Eine gewisse Martha von Borgané und ihr Sohn Konrad sollen seit „mehr als 300 Jahren“ einen Reinkarnationsritus in Brieselang vollziehen. Dies wurde entdeckt durch die Aufzeichnungen einiger im Wald verschwundener Studenten.
MANALTAK - Schrei der Angst, Folge 7Hintergrund: Die Autorin Sandra Gambino ließ ihr Hörspiel MANALTAK, 2011, vor der Kulisse des Brieselanger Waldes spielen und ersann zuvor die Geschichte um die verschwundenen Studenten.

Die Kindsmörderin

Keywords: Mord, Geist
Die Kindsmörderin Anna Thönßen aus Bredow spukt im Brieselanger Wald.
Hintergrund: 2014 verfasste der Autor Günter F. Janßen einen im Stil eines Arbeitsjournals gehaltenen Roman mit dem Titel „Lieschens Wald“. Darin verwebt er die wahren Geschichten von Anna Thönßen und Elisabeth Wieja mit dem Lichtphänomen im Wald von Brieselang.

 

Das unheimliche Licht vom Brieselanger Wald