Gruseliger Ort: Brieselang – Gruseliger Beitrag: zibb

Die Reihe „Gruselige Orte“ führte die zibb-Redaktion des RBB kürzlich in den Brieselanger Wald. Ein Telefonat mit mir ging dem voraus. Hier konnte ich kurz schildern, wie es sich meiner Meinung nach mit dem Brieselanger Lichterspuk und dem Leuchter-Tourismus verhält. Bedauerlicherweise konnte ich – obwohl ich eingeladen wurde –  mal wieder nicht vor Ort dabei sein. Die Arbeit in der freien Martwirtschaft (sprich: nicht der UFO-Forscher-Job) und einige andere Verpflichtungen machten mir hier mal wieder einen Strich durch die Rechnung.

Am 25. Oktober nun wurde der Beitrag im RBB ausgestrahlt. Bedauerlicherweise habe ich davon erst im Nachhinein durch den „Google-Alert“ davon erfahren. Sonst hätte ich hier den Termin vorher bekannt geben können, leider wurde er mir nicht (wie angefragt) mitgeteilt.

Die Anmoderation durch Britta Elm ist recht gelungen. Direkt hier wird schon auf die „laut krakelenden Jugendlichen“ hingewiesen, und dass die Förster das gar nicht gerne sehen würden. Recht so, der Leuchtertourismus ist schließlich ein reales Problem und wenn man schon auf Geisterjagd im Brieselanger Wald geht (wogegen absolut nichts einzuwenden ist), dann bitte gesittet. Und immer schön den Müll wieder mitnehmen.

Nach der Warnung, Tier und Pflanzen einfach mal in Ruhe zu lassen, geht’s dann aber direkt zur Sache. Die Kamera zeigt im schummrigen Wald dichtes Geäst. Eine männliche Stimme aus dem Off erzählt:

„Am Waldrand wohnte ein Mädchen. Eines abends sah es ein tanzendes Licht zwischen den Bäumen und ging ihm nach, immer tiefer in das Dickicht hinein. Im modrigen Boden wurde seine Leiche gefunden. Noch heute irrt die Seele des Mädchens mit dem Licht umher auf der Suche nach dem Heimweg.“

Ob diese Geschichte der Redaktion so erzählt oder ob sie aus den bekannten Legenden zusammengestückelt wurde, weiß ich nicht. Dass die Legende des Geistermädchens zumindest im Ansatz einen realen Kern haben könnte (Mord an Lieschen Wieja), darüber hatte ich der Redaktion im Vorfeld Auskunft gegeben. Woher aber stammt z.B. die Behauptung, des Mädchen hätte am Waldrand gewohnt? Und wieso soll es einem Licht gefolgt sein, wenn im Verlauf der Geschichte ihr Geist doch „das Licht“ sein soll? Was im Beitrag wie ein Märchen erzählt und von der Wortwahl wie eine Tatsache dargestellt wurde, wirft also durchaus Fragen auf. Welcher Zuschauer wird sich diese Fragen ebenfalls stellen?

Tagansicht des Waldes. Dann kommen Menschen zu Wort, die dem Beitrag nach aus dem Ort stammen. Sie bezeichnen „das Licht“ als „gruselig“ und „hell“. Es sind nicht die spekatkulärsten Beschreibungen des Phänomens, reicht aber sicher m die Neugier der Zuschauer zu wecken.

So weit, so halbwegs in Ordnung. Dann aber kommt’s: Die Berliner Verbindung für Paranormales wird nun vorgestellt. Geisterjäger, die nun an meiner Stelle durch den dunklen Wald laufen. Dies kommt nicht von ungefähr, hat doch diese Gruppe bereits in der 3. Folge der Serie „Ghostcatchers-Berlin“ eine medientechnisch recht professionell aufgemachte Paranormale Untersuchung (PU) durchgeführt.In dieser Folge werden dabei auch durchaus die richtigen Schlüsse gezogen, denn es wurde erkannt, dass Autoscheinwerfer durchaus durch den Wald zu sehen sind und überrascht festgestellt, wer sich dort alles in der Nacht im Wald aufhält. Das Fazit der Sendung war: Nichts Paranormales im Brieselanger Wald.

Am 12. Oktober hatte die BVP auf ihrer Webseite – von mir leider unbemerkt – Folgendes angekündigt:

„Die BVP wird am 20.10.12 zusammen mit dem RBB eine Dokumentation über den Brieselanger Wald machen.“

Ghosthunter Kris Santa erklärt vor der Kamera, dass die BVP 85-90% rational erklären könnten, gefolgt von der obligatorischen Aussage, dass für ca. 10% eben keine herkömmliche Erklärung gefunden werden kann. Wie wird die BVP nun das Lichtphänomen in Brieselang einordnen?

Beeindruckend für die Zuschauer dürfen die von BVP aufgefahrenen Geräte sein, mit denen sie im Dunkel durch den Wald laufen, jedoch: Man findet kein Licht. Aus dem Off werden Hypothesen zur Erklärung des Phänomens aufgezählt: Moorgase, Russenbunker (gehört eigentlich eher zu den Verschwörungstehorien, aber nun gut), Autolichter, Glühwürmchen, leuchtendes Moos. Über einen Großteil dieser Erklärungsansätze hatte ich mit der netten Redakteurin am Telefon bereits gesprochen. Diese konventionellen Ansätze wie hier nun im Beitrag einfach nur aufzuzählen, hat jedoch meist den Effekt so zu wirken, als wolle man die „wissenschaftlichen Erklärungen“ der Vollständigkeit halber schnell abarbeiten. Auf keinen der Punkte wird näher eingegangen.

Inzwischen verlässt das BVP die Wege jeglicher wissenschaftlicher Methodik und fragt „Ist jemand hier mit uns?“. Kontaktaufnahmeversuch zu einem hypothetischen Geistwesen (?). Dann fällt die Kamera der Geisterjäger aus (zum Glück nicht die des RBB-Kamerateams) und sofort wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen dem Ausfall und der Anwesenheit von Geistern („Also ist vielleicht doch jemand da“).

Die Erklärung hat Kris Santa sofort zur Hand:

„Die Theorie besagt, wenn Geister oder Energien sich manifestieren wollen, brauchen sie sehr viel Energie und die ziehen sie sich aus der Umgebung, wie z.B. Batterien oder Kameras.“

Mit Verlaub, das ist Blödsinn, wird in dem Beitrag jedoch unwidersprochen stehen gelassen. Fadenscheinig will man den Effekt zwar noch einmal wiederholen, aber mit ernsthafter Wissenschaft hat das nichts zu tun.

Und so geht der Beitrag dem Ende zu.

„Fast wären sie im auf die Schliche gekommen, doch das Licht gibt sein Geheimnis nicht preis.“

erklärt die weibliche Stimme aus dem Off. Und BVP-Sprecher Kris Santa fügt hinzu:

„Manchmal muss man einfach mal alles so lassen, wie es ist.“

Grundsätzlich stimme ich Santas Satz zwar zu, aber was bedeutet das nun? Gehört das Lichtphänomen von Brieselang damit automatisch zu den anfangs proklamierten 10%? Und das obwohl dem Anschein nach nicht mal ein Licht gesehen wurde an diesem Abend? Fragwürdig.

Die dann folgenden abschließenden Worte zum Beitrag lassen die Behauptung, der Geist eines Mädchens würde umgehen, als Tatsache stehen und den Zuschauer damit zurück. Unnötige Mystifizierung, vor allem, wenn bei den Aufnahmen gar nichts gesehen wurde.

Beitrag gesehen, und ich bin froh, nicht mitgemacht zu haben. Vielleicht hätte das Endergebnis auch anders ausgesehen, wenn ich dabei gewesen wäre. Zumindest hätte ich keine Seance gemacht. Aber ich musste ja absagen. Nun darf ich wohl nicht meckern.

Ich denke darüber nach, solche Jobs künftig an den neuen Pressesprecher der Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens (GEP) e.V., André Kramer, abzugeben, wenn ich mal wieder keine Zeit habe. Dieser hat nämlich nicht nur eine wissenschaftliche Ausbildung und die notwendige Sachlichkeit, sondern er war auch selbst schon einmal im Brieselanger Wald gewesen und hat ein Licht gesehen.

http://mediathek.rbb-online.de/rbb-fernsehen/zibb/gruselige-orte-brieselanger-licht?documentId=12243366

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