TV Total mit UFO-Forscher

Alex Knörr (links) trifft Stefan Raab

Stefan Raab ist kein UFO-Forscher, nicht einmal UFO-Interessierter, sondern ein Entertainer. Dass so jemand, einen UFO-Forscher in seine Sendung einlädt, macht zunächst einmal stutzig. UFO-Forscher verstehen im Allgemeinen ihr Geschäft nicht als Unterhaltungsformat, sondern begegnen dem mit einer gewissen Ernsthaftigkeit. Nun, die Welt da draußen sieht das anders. Meist gibt es nur wenig Spielraum im Umgang mit dem Thema durch die Medien. Entweder man mystifiziert ohne Ende, man „klärt auf“ (oft einseitig und ohne die nötige Sachkenntnis) oder man macht sich lustig. Letzteres mag man Raabs Late-Night-Sendung TV Total noch am ehesten zutrauen.

Wer also mag es sein, der sich auf die Raab’sche Couch begibt, um mit ihm über UFOs zu sprechen? Und ist eine auch nur annähernd ernsthafte Unterhaltung überhaupt zu erwarten?  Am 1. März 2012 war Alexander Knörr zu Gast in der Sendung. Dieser ist (für alle, die ihn nicht kennen oder spontan einzuordnen wissen) Vorsitzender der DEGUFO und Herausgeber eines kürzlich erschienenen Buches („UFOs im 21. Jahrhundert“). Die DEGUFO hat ausgehend von ihrer Neustrukturierung im letzten Jahr eine erhöhte Medienpräsenz vorzuweisen, deren publikumswirksamer Höhepunkt nun bei TV Total gipfelt. Nicht schlecht für einen Verein, der eigentlich schon totgesagt war.

Man mag zurecht skeptisch sein und sich fragen, ob dies das richtige Format ist. Vielleicht sagt man sich, das müsse ja jeder selber wissen, wo er sich zum Deppen machen lässt. Ich denke aber, dass man auch eine gewisse Verantwortung hat, wenn man sich öffentlich zur UFO-Forschung äußert. Zu dieser Verantwortung zählt es auch, einzugestehen (vor sich selbst und vor anderen), dass man vielleicht nicht geeignet ist, die wissenschaftlich-orientierte UFO-Forschung (und nur auf diese kommt es mir an) öffentlich zu vertreten. Allein das eigene Ego und manchmal auch der innere Drang, seine Mission nach außen zu tragen, verhindern oft genug diese nötige Einsicht. Das aber nur so als generelle Anmerkung.

Ich gebe also zu, dass ich etwas Magenschmerzen bekam, als ich die Information erhielt, dass Alex Knörr bei Stefan Raab zu Gast sein wird. Anderen ging es ähnlich, wie man später las. Zu groß ist das Risiko, in dieser Sendung durch den Kakao gezogen zu werden. UFOs sind dabei ein dankbares Thema mit viel Angriffsfläche. UFO-Forscher erst recht. Auch seriöse Formate schaffen es selten, das UFO-Thema sachgerecht und neutral darzustellen. Was soll man da erwarten von einer Satire-Sendung wie TV Total? Das konnte ja eigentlich nur schief gehen, oder?

So schlimm war es dann aber gar nicht. Gemessen an vielen anderen TV Total-Gästen hat Stefan Raab sich ziemlich zurück gehalten. Wie schon geschrieben, ist bei einer Sendung diesen Formats nicht mit einer ernsthaften Auseinandersetzung zu rechnen. Aber es gab schon deutlich schlimmere Darstellungen zu unserem Thema im TV.

Völlig daneben, aber auch völlig normal leider: Zu Beginn des Knörr-Auftritts spielte die Hausband die Titelmelodie von Star Trek. Diese Erfahrung musste ich zum UFO-Thema auch schon selbst machen. Ich weiß nicht, wieso Medienvertreter immer denken: UFOs = Raumschiff Enterprise. Ja, wegen Weltraum und Aliens und so, schon klar. Ist aber Bockmist! Da würde die Titelmelodie von Akte X mehr Sinn ergeben in diesem Zusammenhang, auch wenn die UFOs dort letztlich doch auf Aliens und Raumschiffe hinauslaufen. Wie dem auch sei, dieser Fauxpas wurde auch bei TV Total nicht ausgelassen.

Dass der Gesprächsverlauf (zumindest mir) teilweise etwas konfus erschien, lag zum einen daran, dass Stefan Raab immer wieder Einwürfe machte und Knörr unterbrach. Das ist keine angenehme Interview-Situation für den Gast, der ja ständig darum bemüht sein muss, den Faden nicht zu verlieren. Zum anderen lag es wohl auch an der Kürze der Zeit. Man will viel sagen und schafft meist wenig. Oft eröffnet man als UFO-Forscher das Gespräch damit, falsch verstandene Gewissheiten zu berichtigen. Da müssen dann die alten Hüte noch einmal publikumsgerecht herausgeholt werden. Zum Beispiel was ein UFO überhaupt ist. Erwartungsgemäß fing Stefan Raab sofort damit an über „Galaxien“ und „Sternenzeiten“ im All zu sprechen um dann zu dozieren, dass man eigentlich wissen müsste: Es existieren keine UFOs.
Dass Alexander Knörr in der Sendung das Akronym UFO als „Unbekanntes Flugobjekt“ übersetzte, stieß im Nachhinein auf Kritik aus der Szene. Die korrekte Übersetzung des aus der Luftfahrtterminologie stammenden Begriffs („unidentified flying object“) lautet „unidentifiziertes fliegendes Objekt“. Wobei der Unterschied zwischen „unidentifiziert“ und „unbekannt“ indes gar nicht so groß ist. In vielen Wörterbüchern wird gar das englische  „unidentified“ mit „unbekannt“ ins Deutsche übersetzt. Was hingegen tatsächlich falsch und inakzeptabel ist, ist die Verwendung von „unidentifizierbar“ oder (O-Ton Stefan Raab:) „unbekanntes fleischähnliches Objekt“ (ha ha ha).

Raab musste der Definition Knörrs dann auch zustimmen und schob nach, dass man ja auch einfach eine „Taube“ mit einem „Raumschiff“ verwechseln könne. Klingt übertrieben, aber Tatsache ist, dass bei den UFO-Forschungsgesellschaften zahlreiche Fotos eingereicht werden, auf denen sich die UFOs als Vögel identifizieren lassen. Trotz dem, dass Raab der Definition zustimmen musste, kam er immer wieder auf die Alien-Deutung zurück. Da erging es ihm wie den meisten Leuten, die eigentlich wissen und nachvollziehen können, was UFO bedeutet, sich jedoch nicht von der ET-Deutung lösen können. Zu sehr prägen uns hier seit Jahrzehnten Literatur, Film und Werbung.

Der alsbald von Raab präsentierte Knittelfeld-Film (von Gerhard Gröschel zur Verfügung gestellt) zeigte ein längliches Licht vor dunklem Grund, welches scheinbar schnell ins Bild fliegt, um dann einen Bogen zeichnend das Bild schnell wieder zu verlassen. Raab gab hier zu bedenken, dass es sich auch um ein Insekt handeln könne, und sprach die Entfernungsfehldeutung von kleinen Objekten vor der Kamera an. Gar nicht schlecht für jemanden, der mit UFOs eigentlich nichts zu tun hat. Während in einem Internet-Blog Raabs Deutung sofort angenommen wurde ((Zitate: „Der Gag war der von einem Knittelfeld-UFO-Film(Österreich), den dann der unbedarfte Raab dem Fachmann Knörr als Insekt erklärte„, „Mottenfilm von Knittelfeld„, „Da werde ich ganz einfach sentimental… – das kriegste die ‚Dr.‘ Motte wie im UFO-Film von Knittelfeld bei Stefan Raab letzte Woche in der Präsentation von DEGUFO-Chef Alexander Knörr„)), diskutierte man später im Alien.de-Forum etwas ausführlicher darüber ((http://www.ufo-und-alienforum.de/thread.php?threadid=32570&threadview=0&hilight=&hilightuser=0&page=2)). Kritisiert wurde dabei Knörrs Aussage in der Sendung, das Objekt flöge mit „irrwitziger Geschwindigkeit“ (gerade dies lässt das Objekt ja auch wie ein Insekt wirken). Die Zeitanzeige des Videos (schneller ablaufende Sekundenanzeige) zeigt jedoch, dass die gezeigte Geschwindkeit nicht der realen Geschwindigkeit entsprach. Die Aufnahmen wurden im Zeitraffer dargestellt ((Gerhard Gröschel: „Die Aufnahme wurde nicht über einen Sensor angesteuert sondern ist ein Teil einer Dauerüberwachung. In solch einem Fall entsteht ein Video mit einem Bild pro Sekunde. Der Film wurde nun in Normalgeschwindigkeit abgespielt, also 25x schneller als bei der Aufnahme.“ [Quelle])). Es ist schwierig einen im Fernsehen präsentierten Ausschnitt eines UFO-Films zu beurteilen. Selten hat man dabei alle notwendigen Informationen vorliegen. Etwas Zurückhaltung ist da immer angebracht. Das scheint jedoch etwas zu sein, was sowohl UFO-Befürwortern als auch UFO-Skeptikern sehr schwer fällt.

Ein weiterer Punkt der (nicht nur bei  mir) für etwas Verwirrung sorgte, war die Aussage: „Wir versuchen wissenschaftskritisch und auch wissenschaftlich das Ganze anzugehen.“ Da bin ich nicht sicher, wie es zu verstehen ist. Unterstellen kann man da vieles. Sieht Alexander Knörr die Arbeit der DEGUFO tatsächlich als wissenschaftskritisch an? Oder handelt es sich nur um einen Versprecher mit nachgeschobener Korrektur? Immerhin hatte sich die DEGUFO zu den Grundsätzen redlicher wissenschaftlicher Praxis in der Erforschung des UFO-Phänomens ((§ 1 (1) „Das UFO-Phänomen mit wissenschaftlichen Mitteln zu erforschen, bedeutet, methodisch nachprüfbar nach intersubjektiv gültigen Erkenntnissen zu suchen…“)) bekannt ((siehe: Die DEGUFO schließt sich den Forschungsgrundsätzen an)). Gehen wir also nicht davon aus, dass die DEGUFO sich als wissenschaftskritisch oder gar -feindlich versteht. Unglücklich ist der Satz, der so nun im öffentlich Raum steht, leider dennoch. Das muss man auch sagen dürfen.

Zum Ende natürlich noch etwas Werbung für „UFOs im 21. Jahrhundert“ (logisch) und dann übergab Alex Knörr noch sein Gastgeschenk: Das Bruchstück eines Meteoriten. Da konnte man Herrn Raab dann auch mal für Sekunden (fast) sprachlos, auch jeden Fall aber verblüfft sehen.

Alles in Allem kam der Vorsitzende der DEGUFO recht gut weg in der Raab-Show (zumindest im Hinblick auf das, was man sonst so von dem schlagfertigen Moderator gewohnt ist). Die Präsentation des Phänomens und unserer Arbeit fand ich weniger geglückt, aber das war bei TV Total schlichtweg auch nicht zu erwarten. Vielleicht ist es besser, solche Formate zu meiden, auch wenn die Breitenwirkung verlockend ist.

UFO-Forscher Alexander Knörr

(1. März 2012 | Staffel 14 | Folge 1729 | 8:19 Min.)

Die meisten halten Alexander Knörr für einen ziemlichen Spinner, denn er ist fest davon überzeugt, dass wir in unserem Universum nicht alleine sind. Kleine, grüne Männchen hat er bisher außer Claudia Roth noch nicht getroffen, aber er hat ein paar Beweise mitgebracht, die Stefan überzeugen sollen!

Zum Video

PS: Ich tendiere übrigens mehr und mehr dazu, eine Art übergeordneten Sprecher der wissenschaftlich orientierten UFO-Forschung zu installieren. Das müsste dann jemand mit entsprechender Medienerfahrung sein; jemand, der die Ernsthaftigkeit des Themas rüberzubringen versteht. Als Ansprechpartner für Medien aller Art wäre dieser Sprecher natürlich umfassend informiert und neutral. Gequatsche über unbewiesene Theorien wäre ebenso tabu wie dogmatischer Skeptizismus. Eine(r) für alle. Nur so eine Idee in einer UFO-Welt, die noch lange nicht soweit ist. Und ehrlich gesagt, sehe ich derzeit nicht viele Leute in der Szene, die in der Lage wären, diesen Job zu machen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar