Lichtblicke im ORB – Die Dreharbeiten im Wald

Wieder einmal ein Anruf in Sachen Brieselang. ORB-Reporterin Ulrike Fink hatte mich im Internet ausfindig gemacht und wollte für die ORB-Sendung „Brandenburg aktuell“ einen Beitrag über den „Leuchter“ machen. Da ich mich schon länger mit dem Fall auseinandergesetzt hatte, bat sie mich um ein Interview. Obwohl ich TV-Auftritte meistens ablehne, ließ ich mir das Konzept des Beitrages kurz erläutern. Was mir die junge Frau dort am Telefon schilderte klang zunächst mal nicht schlecht. Man hatte vor, einige Leute in Brieselang zu befragen und wollte anschließend meinen Kommentar dazu bringen. Ich vermittelte ihr sogleich meinen skeptischen Standpunkt und sie versicherte mir, dass ihr Anliegen schon sei, dass die Aufklärung nicht zu kurz komme. Daraufhin besprachen wir eine ganze Weile das Phänomen und ich erläuterte ihr, die Effekte von den Autoscheinwerfern über die Glühwürmchen bis hin zu den Taschenlampen. Sie erkannte sehr gut, dass die Erwartungshaltung der Wald-Besucher eine entscheidende Rolle spielt. Nun denn, ich sagte schlussendlich zu und wir vereinbarten einen Termin am 17. Mai 2002 an betreffender Stelle im Brieselanger Wald um 23:00 Uhr um ein paar Aufnahmen zu machen. Da sie bei ihrer Recherche zum Fall noch ganz am Anfang stand, vermittelte ich ihr Telefonnummern von Leuten, die etwas dazu zu sagen haben könnten (selbstverständlich keine Zeugen, da dies unter Datenschutz fällt, wie ich ihr erklärte). Ulrike wollte sich dann noch mal bei mir melden. Am Donnerstag rief sie dann tatsächlich an und berichtete mir, dass sie sich bereits in Brieselang umgehört und Leute dazu befragt habe. Vor die Kamera würde sie den stellv. Bürgermeister und eine Revierförsterin bekommen.

Ankunft zu nächtlicher Stunde

Wie verabredet kamen meine Freundin und ich pünktlich um 23 h in Brieselang an. Direkt an der Waldmündung der Falkenstraße, wo ein riesiger Erdwall die Zufahrt versperrt, sahen wir die Lichter des Kamerateams. Ein bläulicher Schein, wirklich unheimlich. Ich mutmaßte bereits, dass die Lampe, die alles in diesen mysteriös wirkenden blauen Schimmer tauchte, zur Effekthascherei benutzt wurde, was mit der Kameramann auf meine Nachfrage dann auch bestätigte: „Es wirkt einfach besser, unheimlicher.“

Ich holte noch etwas Material zum „Spuklicht“ aus dem Auto, während das Fernseh-Team schon mal mit der Moderation begann. Wieder war alles in ein blaues Licht getaucht.

An der Mündung hielt unterdessen ein Auto mit Berliner Kennzeichen. Die Insassen wollten wahrscheinlich in die „Geisterbahn zum Nulltarif“, trauten sich jedoch offensichtlich nicht wegen dem „unheimlichen“ Treiben des Kamerateams. Ich sprach sie daraufhin gleich an (es waren zwei junge Mädchen) und fragte sie, was sie hier sehen wollten. Na klar, das berühmte Licht von Brieselanger Wald. Eins der Mädchen war zum ersten Mal hier und wusste noch nicht viel über das Licht. Sie wurde von ihrer Freundin, die schon öfter hier war, hierher geführt. Dabei gaben sich die beiden erstaunlich kritisch und meinten, nur wegen des Spaßes und der Langenweile hier zu sein. Recht skeptisch gaben sie mir zu verstehen, dass sie sich schon vorstellen könnten, dass da keine „echten“ Lichter zu finden sind. Die beiden wollten uns dann in den Wald folgen. Ein weiteres Auto hielt kurz an, fuhr aber weiter als sie merkten, dass dort ein TV-Beitrag gedreht wurde. Ziemlich viel Betrieb also mal wieder.

Wir stießen zum ORB-Team, welches sich gerade startklar machte für den Trip in den Wald. Die Gelegenheit nutzend, fragte ich den Kameramann, wie es sich mit der üblichen Ausrüstung eines Fernsehteams verhielt. Immer wieder hört man ja das Argument, dass man „das Licht“ nicht auf Video aufnehmen bzw. fotografieren könne. Auch ein Fernsehsender (wahrscheinlich RTL-Explosiv) wäre vor längerer Zeit hier unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Dem Kameramann erschien das sehr einleuchtend – die herkömmliche Ausrüstung reicht da kaum aus um die kurz aufblitzenden Autoscheinwerfer (und anderes kurzlebiges Leuchtmaterial) auf Video zu bannen. Er war sich nicht mal sicher, ob er hier wirklich was vor die Linse bekommen würde.

Ulrike erläuterte kurz, wie sie sich die Aufnahmen vorstellte und dann ging es los. Im Wald war es so stockfinster, dass man die Hand vor Augen kaum sah. Glücklicherweise hatte ich an eine Taschenlampe gedacht (man weiß ja Bescheid, wenn man dem Fall ne Weile nachgeht) und auch die ORB-Leute hatten Lampen an ihren Gerätschaften. Die beiden Berliner Mädchen waren mit dabei und hatten gehörig Angst im „Spukwald“. Es ist bezeichnend und wichtig zu vermerken, dass auch zwei rationale und zumindest etwas skeptische Mädchen es im Angesicht des Waldes dann doch mit der Angst zu tun bekommen. Davor ist niemand gefeit.

Interviews mit Jugendlichen

Während die Fernsehleute ihre Ausrüstung aufbauten, wurden die Geräusche menschlicher Besucher aus der Entfernung laut. Im Strahl unserer Scheinwerfer bot sich ein, welches direkt einem Horrorfilm entsprungen sein könnte. Auf dem Weg sahen wir die Silhouetten einer Gruppe von Jugendlichen, die – von einem Autoscheinwerfer von hinten angestrahlt – aussahen wie Zombies. Schon rief die immer näher kommende Gruppe in unsere Richtung: „Wir wissen, dass ihr nicht das Licht seid!“

Hatten wir gar nicht behauptet, aber unsere Ausrüstung mit dem blauen Licht hatte sie wohl verwirrt – hätten wir es darauf angelegt und uns ruhiger verhalten, hätten „das Licht“ wohl eine weitere optische Facette hinzubekommen. Im Nu waren wir von den Jugendlichen, die nicht weniger als 10, Jungs wie Mädchen, zählten und natürlich sofort wissen wollten, was denn hier los sei. Der plötzliche Trubel kam der ORB-Reporterin wie gerufen, würde sie doch hier den „Leuchter-Tourismus“ vor die Kamera bekommen und gleich noch ein paar Interviews machen können. Nach einigen Anweisungen, wie man sich denn TV-gerecht aufstellen könne, wurden einige Fragen gestellt und in die Kamera hinein beantwortet. Ich hörte heraus, dass einige der Jugendlichen schön öfter hier waren und sich einen Spaß daraus machten, hier immer wieder herzukommen. Ein Kick eben. Mitunter gab ich dann mein Statement ab und erklärte, dass ich bereits seit einigen Jahren an dem Fall dran sei, im Laufe meiner Ermittlungen aber ganz natürliche Stimuli ausmachen konnte. Anschließend stellte ich in der Runde noch ein paar allgemeine Fragen und verteilte ein paar der von mir entworfenen Brieselang-Fragebögen. Man wird sehen, ob etwas zurückkommt.

Lichterspiele

Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen noch einige Experimente mit diversen Lichtgeräten zu veranstalten – und dabei haute es mich fast um. Meine Freundin und ich begaben uns mit einem sogenannten Laserpointer ein Stück in den dunklen Wald den Weg entlang. Dann leuchteten wir unverhofft mit dem Pointer umher und es gab tatsächlich Reaktionen in der von uns nicht allzu weit entfernten Gruppe. Teilweise hatten manche wohl nicht mitbekommen, dass wir da hinten standen und erschreckten sich vor dem Lichtschein des Pointers. Erstaunlich ist, dass sogar jene, die wussten und mitbekommen hatten, dass wir dort hinten standen, sich von der leichten Panik anstecken ließen. Bemerkenswert und man kann sich leicht vorstellen, wie dies dann aussieht, wenn es zu regulären Sichtungen mit unbekannten Faktoren kommt.

Kurz darauf trennten sich unsere Wege und wir zogen mit dem Kamera-Team allein weiter um noch ein paar Aufnahmen des nächtlichen Waldes zu machen. Dabei fuhr mitten im dunklen Wald (!) noch ein weiteres Auto an uns vorbei, wobei sich einige junge Männer aus dem Fenster hängten um zu fragen, ob wir hier einen auf „Blair Witch Project“ machten. Wir erklärten kurz, dass unser Anliegen der sei, einen TV-Beitrag. Ich versuchte noch zu fragen, was sie denn vom Licht (denn wegen nichts anderem waren die hier) hielten, erntete aber nur Lacher und schon brausten sie davon. So langsam gingen die Dreharbeiten auch dem Ende zu. Es wurden noch einige Aufnahmen von den Bäumen gemacht, wobei ein interessanter Effekt erzielt wurde, wenn man Zigarettenrauch vor die Kamera blies bis einem schlecht wurde 😉 und dann startete schon die Abmoderation. So traten wir dann nach etlichen Stunden die Heimreise an. Wieder um einige Erfahrungen reicher. Nun darf man gespannt sein, was aus dem Beitrag gemacht wird.

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