Lichtblicke im ORB – Der Beitrag

Samstag, der 18. Mai 2002. Brieselang im ORB, Brandenburg Aktuell mit der Rubrik „Stockdunkel“. Der Beitrag beginnt mit den Worten: „Wie immer am Samstag schauen wir, was sich des Nächtens im Lande tut – und unsere Stockdunkel-Reporterin Ulrike Finck war diesmal in Brieselang. Dort soll es nämlich seit mehr als 20 Jahren ein ominöses Waldlicht geben. Sagenhafte Geschichten drehen sich darum. Und fast der ganze Ort glaubt an diese fantastische Sache. In den Frühlingsmonaten pilgern ganze Heerscharen in den Wald bei Brieselang, um sich dieses Schauspiel anzusehen – auch wir lagen auf der Lauer…“

Ein spannender Einstieg und nicht wenigen Brandenburgern wird das Phänomen schon bekannt sein. Es handelt sich schließlich um ein über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Phänomen. Okay, 20 Jahre mag etwas übertrieben sein, entspricht aber eben der Legende. Gleich nach der Anmoderation durch Ulricke Finck bekommen wir einige Leute zu Gesicht, die uns bewusst machen, wie schauerlich die Legenden rund um „den Leuchter“ sind.

„Wir waren mal da und da haben sie uns erzählt, dass der Leuchter die Personen, die da drinne sind, umbringt, dass da die Haut abgezogen wird und über Bäume gehängt wird…“, berichtet ein junges Mädchen.

„Die Autofahrer sind halt zuerst hingefahren und halt durch das Licht durch und dann waren die halt alle tot…“, erzählt ein anderes Mädchen. Der unheimliche Charakter um die Horror-Geschichten zeigt hier seine Züge. Dass sich hier Legende und Wahrheit oftmals vermischt, ist normal. Allerdings würde ich gerne noch mehr darüber erfahren.

Auch einige Gemeinde-Mitglieder, die sich zwangsläufig bereits seit Jahren mit dem Licht und dem Leuchter-Tourismus auseinandersetzen müssen wurden befragt:

Heike Schubert, Revierförsterin Bredow: „Wir sind alle der Meinung, es gibt keine Lichter und leider gibt es auch kaum noch Wild. Das Wild wird so beunruhigt durch den zunehmenden Publikumsverkehr, dass wir also weder Licht noch Wild sehen.

Ausgerechnet die Menschen, die von Berufs wegen mit dem Wald zu tun haben, glauben nicht an die Lichter? Dabei müssten gerade sie ja am meisten davon mitbekommen. Frau Schubert spricht hier auch von „Wir“ in der Mehrzahl, was darauf hindeutet, dass man sich unter Kollegen (logischerweise) schon darüber unterhalten hat. Demnach müssten ihr außergewöhnliche Vorkommnisse im Wald bekannt sein – außer es gibt keine…

Georg Schwandt, stellv. Bürgermeister: „Ich bin der Meinung, dass das Licht nur durch Autos erzeugt wird, das sich bricht. Dieser Weg geht fast schnurgerade zur Chaussee hin.“ Diese Aussage beleuchtet natürlich nur einen teilaspekt des Phänomens. ich widerspreche Herrn schwandt hier, wenn er sagt, dass das (ganze) Licht-Phänomen „nur durch Autos“ entsteht. Wichtig ist es hier, zu erkennen, dass sich das Phänomen aus mehreren Facetten zusammensetzt und erst dadurch für viele so mysteriös wirkt.

Nun macht sich das mutige Kamera-Team des ORB selbst auf in den Wald um zu sehen, wovon so viele Leute überzeugt sind. Eine Gruppe von Jugendlichen wird ausgeleuchtet: „Im Herzen von Brieselangs Wald trifft man tatsächlich auf unglaublich viele Leute, der Tourismus boomt hier und jetzt kommt das Beste: ein UFO-Forscher ist auch mit dabei […] Hier setzt dann mein Part (sehr gut untertitelt mit „UFO-Phänomen-Forscher) ein und ich erkläre kurz, dass ich mich seit 1997 mit dem Fall beschäftige und schon längst davon überzeugt bin, dass „da gar nicht so viel dran ist“ und ich „Autoscheinwerfer, Taschenlampen und ganz viel Hysterie“ als Hauptverursacher für die Berichte dingfest machen konnte. Etwas albern wirkt wohl mein Hinweis, dass ich nicht mehr an Außerirdische und Geister glaube – „wie es am Anfang der Fall gewesen ist“ und wer nicht weiß dass ich ganz früher zu den Befürwortern solcher Phänomene zählte und mich erst nach und nach der kritischen Untersuchung solcher Fälle zuwandte, wird dies wahrscheinlich für den typischen Ausspruch eines „Ufologen“ halten, der hier nicht gefunden hat, wonach er ansonsten eigentlich sucht. Nun denn, zumindest konnte ich damit klar machen, dass ich den mysteriösen Legenden keinerlei Glauben schenke.

Dann sind die drei Minuten fast um und Ulrike beginnt die Abmoderation – im Hintergrund sieht man ein grünliches Licht. Der Leuchter? Nein, widerspricht die Moderatorin dem und klärt uns auf, dass die Lampe vom Tontechnicker dorthin gehängt worden ist um zu zeigen, wie ungefähr „das Licht“ aussehen soll. Ein eindeutiger Pluspunkt für die kritische Berichterstattung, dass man eben nicht versucht hat, ein falsches Licht als „echtes“ auszugeben, sondern zugesteht, dass man gar nichts gesehen hat in dieser Nacht.

Mein Fazit: ein guter Beitrag zum Thema, aus dem man im Angesicht der knappen Zeit viel rausgeholt hat. Da ich bei den Dreharbeiten im Wald mit dabei gewesen bin, konnte ich viele nützliche Hinweise geben und dem Team die Effekte erläutern. Von Alibi-Skeptiker keine Spur, zumal sich vorab die Recherche zum Fall auch auf vielen meiner Hinweise aufbaute und noch einige andere vor die Kamera geholt wurden, die die Geschichten nicht bestätigen konnten bzw. Erklärungen parat hatten. Sicher wäre es – um wirklich alles soweit zu erfassen und zu erläutern – nötig, mal einen längeren (kritischen) Beitrag zu machen, aber aus den drei Minuten Sendezeit ist alles rausgeholt worden, was ging. Daumen hoch!

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