Tagung aus Sicht der Exopolitik

Auf der Exopolitik-Webseite befindet sich nun eine Zusammenfassung der zurückliegenden DEGUFO-Tagung in Erfurt. Wie bereits erwähnt, hatten Exopolitik-Koordinator Robert Fleischer und sein Gefolge fleißig mitgefilmt. Als Vorgeschmack auf die Gesamtveröffentlichung im Exo-Magazin gab es nun diesen Newsbeitrag mit einem Videozusammenschnitt. Die Überschrift: DEGUFO-Tagung: Umbruch in der deutschen UFO-Forschung.

[tube]http://www.youtube.com/watch?v=eMrgJ483qME[/tube]

Nun ja, Umbruch klingt wieder so sensationell. Im Grunde ist es jedoch nur eine Fortführung dessen, was bereits 2008 mit dem viel zu reißerischen Titel „Die Zeit der Spalter ist vorbei“ begann. Aber solche großformatigen Ausrufe sind nun mal Gang und Gäbe in der Medienlandschaft (und nicht nur dort) und man merkt hier deutlich, im welchem Bereich die Exopolitik beheimatet ist. Und die Tagung wird hier nun einmal auch aus Sicht der Exopolitik dargestellt, die natürlich ein gewisses Anliegen hat und dieses in der bekannten Form präsentiert.

Positiv ist hierbei hervorzuheben, dass Exopolitik in diesem eigenen Beitrag deutlich den Unterschied zwischen UFO-Forschung und Exopolitik hervorhebt. Man hätte vielleicht anderes erwartet, wenn man den Kritikpunkt der Vereinnahmung kennt. Dieser ist damit zwar nicht ausgeräumt, verliert jedoch zumindest etwas an Gewicht.

Ein auf dem Exopolitik-Newsartikel/-Video basierender Beitrag bei grenz|wissenschaft-aktuell über die Tagung ((grenz|wissenschaft-aktuell: Neuer Wind in der deutschen UFO-Forschung – Ein Rückblick auf die Tagung deutscher UFO-Forscher, 29. April 2011)) schreibt hierzu, Ingbert Jüdt zitierend, ebenfalls:

„Traditionelle UFO-Forschung hat ein anderes Anliegen als die Exopolitik. Wer weiß denn, ob das alles Außerirdische sind?“, so Jüdt und betonte so die Ergebnisoffenheit der UFO-Forschung im Gegensatz zur Grundlage der Exopolitik. Diese geht fest von der Existenz außerirdischer Besucher auf der Erde und mache somit die „in den Massenmedien geführte hypothetische Debatte über deren Existenz überflüssig“.

Ingbert Jüdt hatte diesen Unterschied auf der Tagung als „Spaltung der Wahrheitsbegriffe“ hervorgehoben ((Zwischenbemerkung: Kurz vor Beginn des ersten Vortrages unterhielt ich mich noch etwas mit Robert Fleischer. Das Gespräch ging dann in eine sehr ähnliche Richtung: Neben dem Forschungsanspruch, den die Exopolitik nicht erhebt, liegt der Unterschied vor allem in dem zugrunde gelegten Ausgangspunkt. Leider wurde unser Gespräch wegen organisatorischer Klärungspunkte unterbrochen. Aber umso interessanter waren danach Ingbert Jüdts Ausführungen.)) Der Kritik bezüglich einer Vermischung von exopolitischen Themen und UFO-Forschungsbelangen wird so der Wind aus den Segeln genommen.

Dass Exopolitik jedoch nun als „Newscomer“ dargestellt wird, der die Szene aufmischt, halte ich für etwas übertrieben. Es ist schließlich nicht neu, was aus dieser Ecke kommt. Lediglich die Technik und die Medienerfahrung und damit die Möglichkeiten hier in Deutschland sind neu ((Obwohl, so ganz richtig ist das auch nicht: Mit den Paranews war Jürgen Beyer 2005/2006 auch technisch ziemlich gut ausgestattet und hatte so z.B. den UFO-Konvent im französischen Chalons 2005 aufwändig gefilmt und via Internet übertragen. Sang- und klanglos verschwandt Bayer dann 2006 von der Bildfläche. Ein wenig erinnert das technische Know-How der deutschen Exopolitik-Initiative an den damaligen Paranews-Durchstarter.)). Des Weiteren sehe ich keinen Anteil der Exopolitik an den Zusammenarbeitsgedanken der UFO-Gruppen, wie er in dem Satz

Die Auseinandersetzung mit dem Newcomer in der deutschen UFO-Szene, uns, offenbarte tiefe Gräben, aber auch Potenzial zu mehr Zusammenarbeit zwischen den Vereinen – ein Umbruch in der deutschen UFO-Forschung steht an.

suggeriert wird. Hier ist es m.E. auch wieder die Technik die Ihren Anteil an der Popularität der Zusammenarbeit hat. Exopolitik hat 2008 das Interview mit DEGUFO-, GEP- und MUFON-CES-Vertretern geführt und veröffentlicht. Dadurch wurde das Zusammenarbeitsbestreben der Gruppen in die Öffentlichkeit getragen. Unabhängig davon, fand es hinter den Kulissen aber sowieso statt. 2009  wurde auf der DEGUFO-Tagung die Koorperation der Gruppen nicht so hervorgehoben bzw. von  Exopolitik-Kameras übertragen, so dass dieses Mal kein so großes Thema war ((Ein großes Thema wurde es lediglich wieder im Zusammenhang mit der Aufregung um die Teilnahme der Exopolitik an der GEP-Tagung kurze Zeit später.)). Und nun 2011: Exopolitik ist sogar Gegenstand der Diskussion (Jüdt), hält selbst einen Vortrag (Fleischer), schneidet die gesamte Tagung mit und veröffentlicht diese. Und schon ist der Zusammenarbeitshinweis wieder populär. Zwar betonen auch Vertreter der UFO-Gruppen diesen, aber ich denke, dass die Aussagen der Exopolitik-Beiträge hier mehr gewichtet werden. Für mich folgt daraus der Schluss, dass Exopolitik zwar keinen Anteil an der Zusammenarbeit der UFO-Gruppen hat (wie auch ohne Forschungsanspruch?), wohl aber an der Öffentlichmachung.

Aber auch in einem anderen Punkt stößt der Exopolitik-Beitrag auf Kritik. So stellt André Kramer (GEP) im Alien.de-Forum fest:

Habe mir das Video jetzt mehrmals angesehen und bin mit der Darstellung nicht wirklich einverstanden. So wird Mirko immer dann ins Bild geholt, wenn es um die aussterbenden und konservativen alten Fallermittler geht, die durch die jungen innovativen Fallermittlerr/Forscher ersetzt werden. Dabei wird der Eindruck vermittelt, diese hätten etwa mit dem gemeinsamen Fragebogen nichts zu tun – was definitiv falsch ist, denn gerade die alteingesessenen haben das Projekt unterstützt und aktiv daran mitgewirkt.

Und Danny Ammon (ebenfalls GEP) ergänzt:

Genau so ist es — die Differenzierung in „junge, voranstrebende“ und „alteingesessene, sich verweigernde“ Forscher ist eben viel zu einfach gedacht. Es gibt genauso auch jüngere, sich verweigernde und ältere, voranstrebende (und hiervon ist Mirko ganz sicher einer) gibt. Nur auf Personenebene lässt sich das korrekt darstellen, und was das Video hier suggeriert, ist blanker Unsinn.

Ironischerweise macht Exopolitik wieder genau das, was von ihren Vertretern in Bezug auf die Leitmedien so nachdrücklich und wiederholt kritisiert wird: Durch fehlende tiefergehende Recherchen Inhalte zum UFO-Thema auf platte Formeln zu reduzieren. Da eine fundierte Darstellung des UFO-Phänomens und der Arbeiten dazu einer der Existenzgründe der deutschen Exopolitik-Initiative ist (so habe ich das zumindest verstanden), sehe ich dieses Unvermögen, das sich ja auch im mitunter völligen Verzicht auf kritische Beiträge zeigt, als hochproblematisch an. Das Video ist insofern ein Paradebeispiel…

Robert Fleischer reagiert sodann, teilt die angesprochenen Punkte aber nicht so ganz. Seine Antwort liest sich für mich etwas ausweichend:

Ich kann verstehen, dass der Bericht nicht jedermann behagt. Allerdings ist der „Generationenwechsel“ in der deutschen UFO-Forschung für jedermann offensichtlich, der die Szene von außen betrachtet. Ob dieser „Generationenwechsel“ sich nun auch eindeutig auf den gemeinsamen Fragebogen bezieht, ist aus meiner Sicht nicht relevant. Relevant ist, dass dieser Wechsel stattfindet, dass wir ihn begrüßen, und dass wir von nun an alle Aktionen deutscher UFO-Forscher fördern und journalistisch begleiten möchten, welche dazu beitragen, den Dissens in Konsens zu verwandeln, die kollegiale Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Forschern zu fördern.

Jedoch wird die selektive Darstellung kritisiert und nicht, dass ein Generationswechsel behauptet wird – den es ja auch tatsächlich gibt, aber das ist nun mal der natürliche Lauf der Dinge. Aber hier wird dann wenigstens mal etwas Konkretes an der Exopolitik kritisiert und nicht immer nur auf DUIST-Ähnlichkeiten aus den frühen Jahren verwiesen. Inhaltlich lässt sich vieles kritisieren und dass es keine inhaltliche Zusammenarbeit zwischen UFO-Forschung und Exopolitik geben kann, ist mehrfach deutlich geworden. Ich finde, man sollte Abstand nehmen von unseriösen, plakativen und schlichtweg falschen Begriffen wie »Exology« und sich der Materie annehmen, die Exopolitik anbietet. Hier wird man, denke ich schnell, Ansatzpunkte für Kritik finden und das ist genau die Ebene, auch der man der Initiative begegnen kann und sollte.


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